Zugeschaut und mitgebaut

In diesem Beitrag zeigt Norbert Mielke, wie man eine in die Jahre gekommene Ruderpinne einer Bavaria 300, Baujahr ´89 wieder fit macht: Erster Schritt ist das Entfernen des alten Lackes. Grundsätzlich eignet sich Schleifen, Abbeizen oder der Heissluftfön mit einer Klinge. Hier wurde Methode drei angewandt. Ideal wäre eine Parkettklinge mit abgerundeten Ecken, ein starkes Messer tut es aber auch. Als Fön braucht man einen Industriefön. Wichtig: Alten Lack behutsam erwärmen, bis er weich wird, dann einfach abziehen, aber gut aufpassen, dass das Holz nicht verbrennt. Das gibt sonst unschöne dunkle Flecken, die man nicht mehr ausschleifen kann. Nur ziehen, nicht schieben sonst gibt es Rillen im Holz! Nur mit der runden Stelle an der Klinge arbeiten!

Schleifen, schleifen, schleifen…

Im nächsten Schritt folgt schleifen, schleifen und nochmals schleifen, um alle alten Lackreste restlos zu entfernen. 240er Körnung nehmen, am besten weisses Papier in Profiqualität z. B. INDASA RHINO (gibt es relativ günstig auf 10m Rolle), denn rotes oder gar schwarzes Papier schleift dunkles Korn ins Holz. Und das wollen wir ja nicht.

Reichlich Epoxy und Lack

Kleiner Trick für glattes Finish: Vor der Lackierung das Holz einfach mit Wasser nass machen. Dann sieht man schon mal wie das spätere Lackierergebnis ausschaut und ob die Maserung schön zu sehen ist bzw. wo noch alte Lackreste im Holz sind.

Desweiteren dient das dazu dass sich kleine Holzfasern noch mal aufrichten ( nach der Trocknung fühlt sich die Oberfläche wieder rau an) und man sie nochmals wegschleifen kann. Sonst passiert das im Lackvorgang, was dann eine raue Oberfläche hinterlässt.

Leider war bei dieser Pinne noch die Leimung aufgegangen, da hilft nur Epoxy. Vergesst Holzleim, im Bootsbau wird heute weitgehend mit Epixydharzklebern gearbeitet. Das wird 100% fest wenn es mit Schraubzwingen bei der Trocknung gepresst wird. Achtung: Das vorgegebene Mischungsverhältnis exakt beachten und die Topfzeit ( so lange lässt es sich verarbeiten). Achtung: Beide Komponenten Binder und Härter gut vermischen. Tipp: Den Rest im Becher nicht wegwerfen sondern als “Rückstellprobe” nehmen. Wenn das hart geworden ist, dann ist auch die Reparaturstelle gelungen! Epoxy fliesst auch gerne weg. Man kann es aber andicken mit diversen Füllstoffen wie Baumwolle, Marmorstaub oder Mikro-Glasperlen. Siehe West-System. Perfekt im Holzbereich an allen sichtbaren Stellen ist Holzstaub der gleichen Holzsorte. Dann sieht der Kleber selbst aus wie Holz. Sonst bleibt er milchig weiss.

Der letzte Schritt ist die Lackierung. Bei Lack gilt: 10 Leute – 10 Meinungen. Grundsätzlich gibt es Einkomponenten- und Zweikomponentenlacke. Zweitere sind stabiler und robuster, machen aber jede weitere Restauration schwierig weil nur sehr schwer zu entfernen und zu schleifen. Zudem neigen sie mit der Zeit zum splittern und reissen. Bei den Einkomponenten-Lacken gibt es Unterschiede in der Härte und im Glanzgrad. Wer Hochglanz will braucht einen harten Lack (z.B. Epifanes). Der ist aber für alles, was sich bewegt und “arbeitet” nicht geeignet, weil er schneller reisst. Sehr weich ist Le Tonkinois, der Bootslack aus Frankreich. Reisst nie, macht aber keinen Hochglanz. Etwa in der Mitte ist das Lacksystem D1 / D2. Deshalb nutzt man es gerne für Holzmasten. Die erste Dose mit dem D1 ist sehr ölig, dringt tief ins Holz ein, bringt die Maserung schön hervor und verhindert das Eindringen von Wasser ins Holz. Hier wurde 4 x D1 gestrichen und danach 4x D2. Das ist die zweite Dose mit höherem Lackanteil. Zum Ölauftrag habe ich einfach ein Stück Schaumstoff genommen, denn jeder Lappen fusselt.

Damit es schön wird, erfolgt der Lackauftrag mit der Rolle und zum Glätten mit einem guten, (teuren,) breiten Verschlichterpinsel. Alternativ auch gut ist der Schaumstoffpinsel.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Viel Erfolg bei Euren Projekten !

Der Lack ist ab